Im letzten Blogpost haben wir gelernt, dass es auch in der Mathematik nicht möglich ist alles zu beweisen. In einem hinreichend komplexen System wird es immer Aussagen geben, die wahr sind aber nicht bewiesen werden können. Dies zeigt der Gödelsche Unvollständigkeitssatz. Wir haben dies auf den Glauben übertragen und sind zu dem Schluss gekommen, dass es dort auch so sein kann, dass einige Aussagen des Glaubens sich nicht beweisen lassen und trotzdem wahr sind. Dies hat uns dazu geführt, dass daher alternative Wege der Wahrheitsfindung erprobt werden müssen. In dem Artikel nenne ich dabei vor allem das persönliche Zeugnis und die Früchte des Glaubens. Ersteres wurde in früheren Artikeln bereits mehrmals behandelt und in einem Blogpost findet sich auch mein persönliches Zeugnis.
In diesem Artikel möchten wir letzteren Punkt behandeln: Die Früchte des Glaubens. Welche Früchte produziert der christliche Glauben denn? Dafür betrachten wir die Geschichte, insbesondere seit Beginn der modernen Wissenschaft und beleuchten welchen Einfluss der Glaube auf diese Entwicklungen hatte.
Der Beginn der modernen Wissenschaft
Auch wenn der Mensch vermutlich schon seit Beginn seiner Existenz sich mit den Prinzipien der Natur auseinandersetzte und diese auch wissenschaftlich zu klassifizieren versuchte begann die eigentliche Wissenschaft erst sehr viel später. Denn unter Wissenschaft versteht man heute die Gewinnung von Wissen unter Anwendung der wissenschaftlichen Methode, die erst im 16. und 17. Jahrhundert von Denkern wie Francis Bacon, Galileo Galilei, Isaac Newton, Johannes Kepler und vielen anderen entwickelt wurde. Zuvor, insbesondere im antiken Griechenland, herrschte die Vorstellung, dass wenn etwas perfekt deduziert worden war, also astrein logisch hergeleitet, es der Wahrheit entsprechen musste und keiner experimentellen Überprüfung mehr bedurfte. Dies mag ja auch stimmen, jedoch zog es die Fehlbarkeit des Menschen nicht in Betracht und so kam es zu falschen Schlussfolgerungen. Beispiele dafür sind das Ptolemäische Weltbild, dass die Erde im Zentrum des Sonnensystems sah.
Bacon, Newton und viele andere erkannten, dass eine Aussage stets auf experimentellem Wege bestätigt werden muss um als gültig angesehen werden zu können. Auf diesem Prinzip beruht die wissenschaftliche Methode. Diese neue Erkenntnis hatte zur Folge, dass eine regelrechte Revolution in der Wissenschaft ausbrach: Seither sind in Abständen von unter 30 Jahren stets neue große Entdeckungen gemacht worden.
Die meisten der daran beteiligten Wissenschaftler verbindet eine Gemeinsamkeit: Sie waren tief gläubig. Man mag meinen, dass dies ja nicht bedeutet, dass die wissenschaftliche Methode daher aus dem Glauben heraus geboren war, aber zumindest zeigt es, dass ihr Glaube den Wissenschaftlern nicht im Weg stand. Des Weiteren wird bei genauerer Betrachtung deutlich, dass der Grundgedanke hinter der wissenschaftlichen Methode im Glauben auch zu finden ist: Die Fehlbarkeit des Menschen. Diese wird von der wissenschaftlichen Methode anerkannt und sie liefert darüber hinaus eine Vorgehensweise solchen Voreingenommenheiten effektiv entgegenzuwirken. Daher glaube ich, dass die wissenschaftliche Methode durchaus auch auf den Glauben ihrer Begründer zurückzuführen ist. Dies erkennt man auch daran, dass diese Methodik in der Klarheit in keiner anderen Kultur so entwickelt wurde und erst später so übernommen wurde.
Dennoch stellt sich natürlich die Frage warum es erst dann dazu gekommen ist. Immerhin war Europa zu dieser Zeit schon mehrere Jahrhunderte christlich geprägt. Wenn sich diese Methodik auf den Glauben zurückführen lässt, warum ist sie dann nicht schon viel früher entstanden?
Diese Frage lässt sich durch eine weitere Entwicklung, die sich im Glauben zur damaligen Zeit ergab begründen: Der Reformation. Unter Martin Luther hatte die Reformationsbewegung ihren endgültigen Durchbruch während bereits zuvor einige Reformatoren an unterschiedlichen Orten am wirken waren, wie z.B. der tschechische Reformator Jan Hus. Diese Bewegungen konnten sich aber nicht gegen die damals starke Unterdrückung der katholischen Kirche durchsetzen. Als dies mit Luther gelang führte dies zu vielen weiteren Entwicklungen und Entdeckungen und wie ich glaube auch zum Beginn der modernen Wissenschaft. Doch es war nicht die einzige Glaubensbewegung die sich positiv auf Wissenschaft und Gesellschaft ausgewirkt hat.
Der Methodismus: Das Gegengift zur Schreckensherrschaft.
John Wesley war ein englischer Prediger des 18. Jahrhunderts. Stark beeinflusst von den Herrnhutern, einer christlichen Gruppe aus Sachsen um Graf Zinsendorf, begründete er den sogenannten Methodismus. Neu an dieser Lehre war vor allem, dass der Glaube an eine Prädestination abgelegt wurde. Diese besagte, dass wer erlöst wurde und wer nicht schon von Beginn an festgelegt war. Nun glaubte man, dass jeder Erlösung erfahren konnte und somit sein Schicksal selbst in der Hand hatte. Des Weiteren fokussierte man sich nicht nur darauf, was Christus für uns getan hat, sondern auch was Er jetzt in uns tut. Diese Lehre war sehr fruchtbar in England und den amerikanischen Kolonien bzw. den später entstehenden Vereinigten Staaten. Bei genauerer Betrachtung erkennt man, dass diese Lehre wohl auch das Fundament für den Amerikanischen Traum lieferte.
Der französische Philosoph und Historiker Élie Halévy studierte später diese Zeit und bemerkte, dass England eines der wenigen Länder Europas war in dem es nicht zu einer gewaltvollen Revolution gekommen war. Diese Vermeidung von gewaltvoller sozialer Veränderung konnte er sich zunächst nicht erklären, da die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse denen von z.B. Frankreich gleichten. Dort hatte die Französische Revolution fatale Folgen gehabt: Die sogenannten Jakobiner um Maximilien de Robespierre führten nach der Revolution eine Schreckens- oder auch Terrorherrschaft, die viele Menschen das Leben kostete, weil sie im Verdacht standen Gegner der Revolution zu sein.
Élie Halévy kam zu dem Schluss, dass die methodistische Bewegung Grund für das Ausbleiben einer solchen gewaltvollen Revolution in England war und sagte: "Der Methodismus war das Gegengift zum Jakobinertum." Dabei war Halévy selbst kein Christ. Es zeigt sich also hier, dass der Glaube einen positiven Einfluss auf dass gesellschaftliche Geschehen hatte, der sogar von Nichtchristen erkannt wurde.
Die Amerikanische Revolution
Es gab zu dieser Zeit allerdings auch eine Revolution, die keine katastrophalen Folgen hatte, sondern die zu einer stabilen und komplett neuen Staatsform führte. Die amerikanischen Kolonien hatten sich nach stärkerer Besteuerung der Briten ohne das diese deren Forderung nach mehr Repräsentation nachgekommen waren mit diesen verstritten. Dies führte zum Unabhängigkeitskrieg der Kolonien. Mit England als mächtigster Nation der Welt schien der Ausgang eindeutig. Dadurch, dass Frankreich sich dem Bestreben der Amerikaner nach Unabhängigkeit anschloss und einigen weiteren günstigen Fügungen kam es jedoch anders und die Vereinigten Staaten von Amerika waren geboren.
Die Tatsache, dass diese Revolution in einem solchen Kontrast zu den Revolutionen in Europa steht hat viele Gründe. Einer der Gründe dürfte aber bestimmt der tiefe Glaube haben, den viele der Gründerväter dieser Nation teilten. George Washington war bekannt für seinen tiefen Glauben. Auch in ihrer Verfassung und vor allem der Unabhängigkeitserklärung findet sich der Verweis auf den Schöpfer. So heißt es dort gleich zu Beginn: "Wir halten diese Wahrheiten als in sich selbst bewiesen, dass alle Menschen gleich geschaffen sind..."
Der Gründervater John Adams sagte außerdem, dass die Verfassung der Vereinigten Staaten nur für ein religiöses und moralisches Volk ist und sich nicht für ein anderes eignet. Die Betonung der Notwendigkeit des Glaubens zieht sich durch die Schriften und Aussagen der ersten Amerikaner. Auch Benjamin Franklin hatte eine große Wertschätzung für den christlichen Glauben. Er unterstützte auch die Methodistenprediger Wesley und George Whitfield bei ihren Auftritten in den amerikanischen Kolonien. Über seine politische Tätigkeit hinaus war Franklin außerdem Erfinder und Forscher. Er ist vor allem bekannt dafür den Blitzableiter erfunden zu haben. Gerade im Bereich der Elektrizität machte er darüber hinaus einige Entdeckungen.
Interessant ist auch, dass der methodistische Prediger Jonathan Edwards einen Hang zu wissenschaftlichen Themen hatte und auch einige Studien anfertigte. Er hatte bereits die Überzeugung, dass es stets eine Auslegung der wissenschaftlichen Daten gibt, die im Einklang mit der Bibel ist. Ich hatte beim Schreiben meines Buches denselben Gedanken ohne zu dieser Zeit von Edwards zu wissen.
Es ist glaube ich unbestreitbar, dass der christliche Glaube einen entscheidenden Beitrag zur Entstehung der Vereinigten Staaten und damit der ersten freiheitlichen Demokratie geleistet hat.
Sklaverei und Abolitionismus
Doch trotz dieser Fortschritte waren die Verhältnisse in Amerika und auch in Europa nicht perfekt. Vor allem Sklaverei war zu dieser Zeit noch existent. In Europa zeigte sich dies vor allem im Handel mit Sklaven, während in den USA vor allem im Süden noch Sklaven gehalten wurden. Viele der Gründerväter waren schon damals entschiedene Gegner der Sklaverei gewesen auch wenn sie zum Teil selbst Sklaven besaßen. Jedoch konnten sie die Abschaffung der Sklaverei nicht gegen die sklavereibefürwortenden Südstaaten durchsetzen. In der Annahme, dass die geschaffene freiheitliche Staatsform sich nicht auf Dauer mit der dem widersprechenden Sklaverei vertragen würde und diese daher bald abgeschafft werden würde, ließen sie sie zunächst intakt. Und ihre Annahme sollte sich bestätigen: Zunächst wurde vor allem durch das Wirken des Christen William Wilberforce der Sklavenhandel in Europa eingestellt. Außerdem entstand eine maßgeblich von Christen beeinflusste Bewegung des Abolitionismus, die sich für eine Abschaffung der Sklaverei stark machte. In den USA gewann diese letztlich so viel Einfluss, dass mit Abraham Lincoln der erste Präsident der republikanischen Partei und entschiedener Gegner der Sklaverei ins Amt gewählt wurde. Dies führte zur sofortigen Sezession der sklavenhaltenden Südstaaten, was dann zum Bürgerkrieg führte, denn die Nordstaaten für sich entscheiden konnten. Da diese in ihren Gebieten während des Krieges die Sklaverei abgeschafft hatten übertrug sich dies nach dem Krieg auf die wiedereingegliederten Südstaaten.
Die Abschaffung der Sklaverei war somit auch sehr stark vom christlichen Glauben mit beeinflusst worden.
Glaube fördert Fortschritt, Ideologie blockiert ihn
Man könnte noch viele weitere Begebenheiten nennen in denen sich der Glaube positiv auf Wissenschaft und Gesellschaft ausgewirkt hat. Beispielsweise die Bewegung "Weiße Rose" der Geschwister Scholl, die sich gegen den Nationalsozialismus stark machten und tief gläubig waren. Auch die Bekennende Kirche um Dietrich Bonhoeffer leistete den Nazis Widerstand. Beide kostete dieser Kampf letztlich sogar das Leben. Auch die Bürgerrechtsbewegung in den USA der 50er und 60er Jahre war maßgeblich durch den christlichen Prediger Martin Luther King Jr. geprägt.
Wieder und wieder hat sich der Glaube also sehr positiv ausgewirkt. Man muss hierzu aber noch eines klarstellen: Es mag angemerkt werden, dass es in diesen Bewegungen ja stets auch Gegner diesen Fortschritts gab, die sich auch auf den Glauben beriefen. So geriet Galileo in seinem wissenschaftlichen Bestreben stets in Konflikt mit der katholischen Kirche. Er selbst blieb jedoch zeit seines Lebens gläubig und sah dass es stets eine Deutung der Bibel gab, die den Aussagen der Wissenschaft nicht widersprach. Die Kleriker der damaligen Zeit hatten diesen Glauben nicht. Insofern war Galileos Glaube sogar größer als der seiner Kritiker. Auch stellten seine Thesen nicht die Aussagen der Bibel infrage, sondern vielmehr die Deutung der katholischen Kirche. Es ging dabei also weniger um den Autoritätsanspruch der Bibel, sondern um den der Institution der Kirche. Auch unter Sklavenhaltern gab es Christen, die die Sklaverei durch die Bibel zu begründen versuchten. Das dies Unsinn war zeigt sich aber auch schon daran, dass sie den Sklaven eine zensierte Version der Bibel zur Verfügung stellten, in der sklavereikritische Passagen, wie z.B. der Philemonbrief fehlten. Im Nationalsozialismus wurde auch versucht das Christentum zu "arianisieren" indem man die Bibel so umschrieb, dass Jesus kein Jude mehr war, etc. Dass dies mit dem Glauben wenig zu tun hatte und nur von Ideologie getrieben wurde ist offensichtlich. Und das ist auch stets das Problem gewesen: Nicht der Glaube, sondern der Versuch diverse Ideologien mit dem Glauben zu rechtfertigen auch wenn sie sich von diesem gar nicht rechtfertigen lassen.
Was den wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt also hindert ist nicht der Glaube, sondern Ideologien jeglicher Art. Wie ich auch in meinem Buch schreibe ist dies nicht nur ein Problem vergangener Zeiten, sondern auch heute noch stellen sich Ideologien dem Fortschritt in manchen Bereichen in den Weg.
Die Früchte des Glaubens werden unter diesen Betrachtungen allerdings offenbar: Er hatte stets positive Auswirkungen auf Wissenschaft und Gesellschaft. Dies sind nur einige Beispiele, doch es zeigt, dass der Glaube dem Fortschritt nicht im Weg stand, sondern ganz im Gegenteil diesen erst bewirkt hat. Das ist für mich eine der überzeugendsten Bestätigungen, dass im christlichen Glauben tatsächlich die Wahrheit steckt. Auch in Zukunft wird, so glaube ich, Fortschritt nur aus dem christlichen Glauben heraus möglich sein.
Hier kannst Du Dir auch die Podcastfolge zu diesem Beitrag anhören.